Lymphdrainage

Lymphdrainagetherapie ist ein physikalisches Behandlungsverfahren, bei dem spezielle Handgriffe großflächig, kreisförmig und gleichzeitig in Richtung der herzwärts gerichteten Flüssigkeitsströmung der Lymphgefäße so ausgeführt werden, dass daraus eine langsame und druckarme Gewebsverformung resultiert.

Durch häufige Wiederholung der Griffe während einer Behandlung wird die Muskelautomatie der Lymphgefäße (Lymphvasomotorik) so angeregt, dass diese noch bis zu Stunden danach verstärkt kontrahieren können.

Durch monatelange Anwendung wird ein Steigerung der Lymphtransportkapazität erreicht und die Ausbildung von funktionsfähigen Lymphgefäßkollateralen der Haut gefördert.

Bei der klassischen Massage werden im Gegensatz zur Lymphdrainage kräftigere und durchblutungsfördernde Gewebsverformungen durchgeführt, welche Ödeme verschlimmernd wirken können.

Lymphdrainage wird durch Lymphtherapeuten ausgeführt. Es handelt sich hierbei um speziell weitergebildete und geprüfte Physiotherapeuten und Masseure.

 

Lymphe: meist hellgelbe Flüssigkeit in den Lymphgefäßen und Lymphknoten

Lymphgefäße: haben die Aufgabe überschüssige Flüssigkeiten und großmolekulare Bestandteile der Gewebsflüssigkeit(Eiweiße, Zelltrümmer, Mikroben etc.) aufzunehmen und zunächst den Lymphknoten zur Schadstoffvernichtung zuzuführen und dann an das venöse Blut abzugeben

Lymphkapillaren: Handschuhfingerartig, blind im Gewebe beginnendes Eintrittsgefäß der Lymphbahnen. Die Lymphkapillaren besitzen Öffnungen, durch die auch rote Blutzellen passieren können. Durch Klappen wird ein Rückfluss verhindert.

Lymphknoten: Linsen- bis Bohnengroße Kapsel, in der mehrere zuführende Lymphbahnen hineinziehen und meist nur eine Lymphbahn wegführt. Der Lymphknoten hat Filter- und Abwehraufgaben, dadurch ist die Fließgeschwindigkeit in den Knoten geringer. Zusätzlich wir die Lymphe durch Wasserentzug mengenmäßig verringert und eingedickt.

 

Das Lymphgefäßsystem hat ein Anfang und ein Ende, im Gegensatz dazu ist der Blutkreislauf geschlossen.

Anfang: Lymphkapillare

Ende: rechter und linker Venenwinkel(Angulus venosus)

 

Aufgaben des Lymphsystems:

  1. sammeln von Flüssigkeit aus dem Gewebe
  2. Abwehr von Krankheitserregern, Fremdkörpern(z.B. Farbpigmente vom Tätowieren)

Beim gesunden Menschen kommt es in Ruhe zu einem Flüssigkeitsaustritt aus den Blutkapillaren von täglich etwa 20 Liter(Filtration).

Davon werden ca. 18 Liter am venösen Schenkel der Blutkapillaren wieder aufgenommen (Reabsorption).

Die verbleibenden 2 Liter werden durch das Lymphgefäßsystem entsorgt.

 

Lymphödeme

(Ödeme = vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Gewebe)

 

1. primäres Lymphödem

Von Geburt an liegt eine Fehlentwicklung des Lympgefäßsystems vor, man findet diese in der Regel in einer oder mehreren Extremitäten.

Die häufigste Fehlentwicklung ist die Hypoplasie, d.h. die Lymphgefäße sind entweder zu klein oder zu wenig angelegt.

Die zweithäufigste ist die Lymphangiektase oder Hyperplasie, d.h. die Lymphgefäße sind zu groß, es kann kein Klappenschluß erfolgen.

Weiter Ursachen:

  • es fehlen Lymphgefäße in Körperabschnitten, meistens in Hand und Fuß
  • die Lymphknoten sind zu klein für die ankommende Lymphe

Das primäre Lymphödem kann sich schon im Mutterleib bilden, normaler weise wird es aber erst nach dem 10. Lebensjahr auffällig, durch den Eintritt in die Pubertät und die damit einhergehende hormonelle Umstellung.

Frauen sind stärker als Männer betroffen. Auslöser kann bei Frauen auch die Schwangerschaft sein, bei Männern Verletzungen oder Überlastung.

 

2. sekundäres Lymphödem

Ein vorher intaktes Lymphgefäßsystem wird dauerhaft geschädigt.

Häufigste Schädigung:

  • Operationen und/oder Bestrahlungen im Rahmen der Tumortherapie
  • Größere Verletzungen z.B. tiefe, große Schnittwunden/Quetschungen
  • Großflächige Verbrennungen
  • Chronische Lymphgefäßentzündungen
  • Chronische Lymphknotenentzündungen
  • Parasiten, Filarien = Fadenwürmer(nur in den Tropen)
  • Infiltration oder Kompression der Lymphgefäße durch Tumore

Kontraindikation für MLD(manuelle Lymphdrainage)

  • infektiöse Entzündungen(Streuungsgefahr)
  • Thrombosen(Emboliegefahr)
  • Dekompensierte Herzinsuffizienz(zu großes Flüssigkeitsangebot für das Herz)
  • Lokoregionales Rezidiv(noch nicht gestreuter Tumor)
  • Allergische Kontaktekzeme(Allergene werden weiter in das Gewebe gebracht – Anaphylaktischer Schock)

 

Physiologisches Ödem (nicht krankhaft)

  • orthostatisches Überlastungsödem:

es kommt zu Stande bei längerem nicht Einschalten der Muskelpumpe, z. B. bei längeren Flügen oder Busfahrten (Gefahr: Blutgerinnselbildung/Thrombosegefahr).

Die Fließgeschwindigkeit ist herabgesetzt = Blutverdickung.

  • Zyklisch-prämenstruelles Ödem, hormonell bedingt(Wassereinlagerung von 1-3 Liter)
  • Schwangerschaftsödem. Hormonell bedingt(normal 15 kg Gewichtszunahme, davon ca. 7 kg Frucht, der Rest Flüssigkeitsansammlung)
  • Hitzeödem, dicke Füße/Hände(Erhöhung der Kapillardurchlässigkeit durch Weitstellung der Blutgefäße)

 

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